Donnerstag, 22. Januar 2009

Satan in der Straßenbahn

Am Bahnhof stieg er zu. Er hatte einen Hund bei sich - und eine Palette Bier. Eine Dose zischte und er setzte sich hin. Die Arme und Hände waren bemalt mit Flammen und Sechsern. Tätowierungen? Unentschlossen drehte er sich in alle Richtungen, wollte ein Gespräch beginnen. Alle sahen weg - mit Absicht selbstverständlich. Dann sprach er mit dem Hund und küsste ihn. Die beiden kannten sich schon lange, das war klar. Er zückte einen Filzstift und zog die Zeichnungen auf seiner Haut nach. "Cool, oder?", fragte er die Menschen um sich, "hat jemand eine Zigarette für den Satan?" Keine Anwort - was denn sonst? Kräftiger Schluck Bier.
Die Türen öffneten sich. "Scheiß Junkies!", rief er hinaus in die stille Nacht. Aber auch am Hauptplatz schien niemand zu sein, der ihm antworten wollte. "Gleich sind wir daheim!", versprach er seinem treusten Weggefährten. Er stand auf, legte seine Sonnenbrille behutsam zur Seite und zückte einen Kamm. Damit strich er einige Male durch sein langes schwarzes Haar. Er wollte schön sein. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben aber jeder beobachtete ihn gerne. Die Türen öffneten sich abermals. Mit den Worten "Das ist ein Notfall" nahm er das kleine Notfallhämmerchen aus der Halterung, stieg aus und verschwand mit seinem Hund und der Palette Bier im Nirgendwo.

[eine Beobachtung, Ort: Straßenbahn zwischen Bahnhof und Jakominiplatz in Graz]

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ha, hört sich ja ziemlich lustig an ^^ hab selbst schon ähnliche dinge in der bim erlebt... allerdings wollte damals ein 70-80 jahre alter mann eine wahrscheinlich noch nicht mal 18-jährige ansteigen, bis es dann von einem gleichältrigen (die betonung liegt auf ÄLTRIGEN) mann verhindert wurde, indem er schrie "lassen sie sich nicht einwickeln, junge frau, der mann ist der teufel!"
lustiges, lustiges grazer nachtleben...