Donnerstag, 22. Januar 2009

Satan in der Straßenbahn

Am Bahnhof stieg er zu. Er hatte einen Hund bei sich - und eine Palette Bier. Eine Dose zischte und er setzte sich hin. Die Arme und Hände waren bemalt mit Flammen und Sechsern. Tätowierungen? Unentschlossen drehte er sich in alle Richtungen, wollte ein Gespräch beginnen. Alle sahen weg - mit Absicht selbstverständlich. Dann sprach er mit dem Hund und küsste ihn. Die beiden kannten sich schon lange, das war klar. Er zückte einen Filzstift und zog die Zeichnungen auf seiner Haut nach. "Cool, oder?", fragte er die Menschen um sich, "hat jemand eine Zigarette für den Satan?" Keine Anwort - was denn sonst? Kräftiger Schluck Bier.
Die Türen öffneten sich. "Scheiß Junkies!", rief er hinaus in die stille Nacht. Aber auch am Hauptplatz schien niemand zu sein, der ihm antworten wollte. "Gleich sind wir daheim!", versprach er seinem treusten Weggefährten. Er stand auf, legte seine Sonnenbrille behutsam zur Seite und zückte einen Kamm. Damit strich er einige Male durch sein langes schwarzes Haar. Er wollte schön sein. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben aber jeder beobachtete ihn gerne. Die Türen öffneten sich abermals. Mit den Worten "Das ist ein Notfall" nahm er das kleine Notfallhämmerchen aus der Halterung, stieg aus und verschwand mit seinem Hund und der Palette Bier im Nirgendwo.

[eine Beobachtung, Ort: Straßenbahn zwischen Bahnhof und Jakominiplatz in Graz]

Sonntag, 11. Januar 2009

Seven Pounds (2008)

So! Lange habe ich nicht mehr geschrieben. Der Film, den ich gestern im Kino genießen durfte, motiviert mich nun endlich zum ersten Blogeintrag in neuen Jahr!
"Seven Pounds" (deutsch: Sieben Leben) ist der neue Film von Gabriele Mucciono und mit Will Smith in der Hauptrolle. Die Idee des Films ist innovativ (im Gegensatz zu den neuen Filmen, die ich in letzter Zeit gesehen habe, Wiederholungen zum abwinken!) und geht an die Nieren. Das Ende umwerfend. Action? Nein, nicht unbedingt. Special Effects? Braucht man in einem Drama auch nicht und ist hier auch nicht nötig, um von einem dürftigen Inhalt abzulenken. Deswegen verstehe ich auch nicht die Aussage der Ö3-Redaktion, der Film sei zu langweilig gestaltet.

Der Film beginnt mit einem Anruf. Ben (Smith) kündigt seinen Selbstmord an. Kurz darauf eine Rückblende. Man sieht Ben zusammen mit seiner Frau, in seiner Strandvilla, seinem Sportwagen und seinem Traumjob. Dann wechselt der Film wieder in eine andere Zeit. Die Frau ist weg, genauso der Job und das Auto. Stattdessen bleiben sieben Namen, die er ständig wiederholt. Sieben Menschen, sieben missglückte Leben. Sieben Auserwählte, deren Schicksal er verändern will, sogar muss.
Neben Will Smith prilliert auch Rosario Dawson (bekannt aus Meisterwerken wie Sin City oder Death Proof) in ihrer Rolle. Bonuszuckerl einer meiner Lieblingsschauspieler Woody Harrelson in der Rolle des sympathischen Blinden.